Historische Ölpreise
Der Ölbedarf in unserer Zukunft:
World Oil Outlook 2024 der OPEC
- Die OPEC hat Ende September ihren vielbeachteten Outlook veröffentlicht. Darin hat man die Prognosen für die mittel- und langfristige Ölnachfrage angehoben. Bis 2050 soll der weltweite Ölbedarf demnach noch auf 120 Mio. Barrel/Tag ansteigen. Auch soll der Anteil an Verbrennungsmotoren in 2050 noch bei über 70% liegen, getrieben von Ländern, die nicht der OECD angehören.
- Damit widerspricht die OPEC grundsätzlich den Outlook-Berichten der IEA und von BP, die einen erheblichen Ölbedarfsrückgang sehen. Exxon Mobil hingegen geht für 2050 von einem ähnlich hohen Ölbedarf wie heute aus und schätzt, dass dieser bis 2050 kontinuierlich bei über 100 Mio. Barrel/Tag bleiben wird.
Die Ölpreisentwicklung im Rückblick:
Öljahr 2021:
Die OPEC und ihre Plus-Partner beschlossen, ihre Ölförderleistung im Februar und März nicht zu erhöhen. Saudi-Arabien sah sich sogar dazu gezwungen, für diesen Zeitraum seine Ölproduktion um 1. Mio. Barrel zu verringern, und zwar im Alleingang. Dieser Schritt stützte die Rohölnotierungen, zeigte aber auch wie ungemein schwierig es ist, mit Russland und den anderen Partnern auf einen Nenner zu kommen. Außerdem wurde festgestellt, dass die Quoteneinhaltung der Interessenspartner zeitweise auf dünne 75% zurückgefallen war.
Mit dem dann Anfang März verhandelten Quotenbeschluss überraschte die OPEC+ die Analysten allerdings vollends. Die erwartete Quotenlockerung wurde nochmals zurückgestellt, den Ölmarkt weitergehend im Defizit haltend. Bis Mitte März zogen die Ölpreise kräftig an, bevor dann unter dem Eindruck von anhaltenden Nachfragesorgen die Marktstimmung einen Rücksetzer erhielt. Anfang April lockerte die Opec+ die Förderquoten für das zweite Quartal. In Mai und Juni kamen schrittweise 2 Mio. Barrel Rohöl mehr auf den Markt.
Die Opec-Plus Gruppe einigte sich Mitte Juli auf schrittweise stetige Erhöhungen des Ölausstoßes. Jeden Monat werde man gemeinsam 400.000 Barrel/Tag mehr auf den Markt bringen. Dieses Schema der Mehrförderung könnte bis Sept. 2022 laufen. Dann wären sämtliche Förderbegrenzungen letztlich abgebaut.
Anfang September zog der schwere Hurrikan Ida über die Ölanlagen und Raffinerien an der US Golfküste hinweg. Dadurch fiel ein Großteil der US Ölförderungen aus, manche Ölplattformen im Golf sogar für viele Wochen.
Im Oktober überschritten die Rohöl-Future-Kontrakte wieder die 80-Dollar-Marke. Viele Industrieländer kämpften im Herbst mit zu knappen Vorräten an Energierohstoffen. Besonders Indien und China waren getroffen. Der Angebotsmarkt war leergekauft. Bei den Industrieländern wurde die Wirtschaft durch Lieferkettenprobleme und massive Engpässe bei den Containerhäfen regelrecht ausgebremst. Die Preise schnellten hoch, die Erdgas- und Kohlekontrakte dabei noch am steilsten. Für Rohöl kamen die 90 USD/B in Reichweite.
Ende November fielen dann auf 70 Dollar je Barrel zurück, u.a. weil die Omikron-Variante von Covid19 sich auf viele Länder ausbreitete. Das schürte die Sorgen der Marktteilnehmer. Außerdem bestand das Lieferkettenproblem ungelöst fort und drückte in vielen Industrieländern den Wiederaufschwung. Dennoch machte sich zum Jahresende Marktoptimismus breit in der hoffungsvollen Aussicht, dass die rasante Omikron-Ausbreitung keine fatalen Auswirkungen bringe. Der Jahresdurchschnittspreis für 2021 errechnete sich mit 70,1 USD/bbl Rohöl.
Öljahr 2022:
Die OPEC-Plus Gemeinschaft verringerte Monat für Monat ihre beschränkenden Quotenziele. Im August liefen diese dann vollständig aus. Allerdings waren die Ölexportländer weit davon entfernt, diese Zielmengen bei der Ölförderung zu erreichen.
Seit dem 14. Februar 2022 herrscht Krieg: Es begann ein verheerender Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Strikte, harte Sanktionen wurden vom Westen erlassen und wurden immer weiter verschärft. Die Preise von Öl, Erdgas, Weizen und anderen wichtigen Rohstoffen schossen beängstigend und inflationstreibend nach oben. Europa rutschte in eine Energiekrise und phasenweise in eine Energiepanik. Der Ukraine-Krieg führte dem Europäern die Zweischneidigkeit und Fehler vorausgegangener Russlandpolitik vor Augen. Brent Rohöl schnellte in der zweiten Märzwoche raketenartig kurzzeitig hinauf auf 130 Dollar/B.
Zunehmend drängten sich in den Sommermonten die Rezessionssorgen in den Vordergrund. Die westlichen Notenbanken waren gezwungen ihre Leitzinsen schnell und kräftig anzuheben, um die galoppierende Inflation einzubremsen. Das war wichtiger als BIP-Wachstum. Bei den Rohölpreisen rutschte Brent Rohöl die Sommermonate hindurch ab, auf unter 90 Dollar je Barrel, während sich aber die Ölproduktpreise von diesem Preisabgang abkoppelten.
Im November erfolgte ein steiler nachhaltiger Preisrückfall an den Ölbörsen. Dabei sanken die Rohölleitsorten Anfang Dezember auf das tiefste Preisniveau seit Januar ab. Rezessionssorgen und stark hochschnellende Corona-Infektion in mehreren Metropolregionen in China belasteten. Letztlich verabschiedete sich die Führung in Peking von den Corona-Beschränkungen, sodass wochenlang eine riesige Infektionswelle über China hinweglief.
Die EU und die G7 beschlossen ab Dezember einen Ölpreisdeckel für russisches Öl mit 60 USD/B. In den letzten Wochen des Jahres bewegten sich die Rohölnotierungen lediglich um 5 Dollar/B höher als vor Jahresfrist. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hatte die Ölpreise im März kurzzeitig bis auf 130 Dollar/B hochgetrieben. Im Jahresverlauf kamen die Ölpreise aber in recht stetigem Preisabgang nahe an das Vorjahresniveau zurück. Die schwächelnde Weltwirtschaft, vor allem in China, belastete die globale Rohölnachfrage insgesamt. In 2022 kostete das Barrel Rohöl im rechnerischen Jahresmittel 98,1 US-Dollar. Das war um 28 Dollar/B teurer als im Jahr vor dem Ukraine-Krieg.
Öljahr 2023:
Der Durchschnittspreis für 2023: 81,2 Dollar/Barrel (Vorjahr: 70,1 USD/B)
Heizöl-Mittelpreis im Jahr 2023: 105,3 Cent/Liter Heizöl (Vorjahr: 139,0 ct/l.)
In 2022 verringerte die OPEC-Plus Gemeinschaft Monat für Monat ihre beschränkenden Quotenziele. Im August liefen diese dann vollständig aus. Allerdings waren die Ölexportländer weit davon entfernt, diese Zielmengen bei der Ölförderung zu erreichen. Die Ölpreise bewegten sich von Anfang Dez. '22 bis Mitte März '23 in einem Zickzack-Kurs zwischen 78 und 85 Dollar je Barrel seitwärts. Mitte März brachen die Ölnotierungen dann mit -10% an Verlusten ein, ausgelöst von zwei US Bankenpleiten und der Credit Suisse Notübernahme. Mit den Turbulenzen im Bankensektor und der verängstigten Stimmung an den Finanzmärkten rutschten die Ölnotierungen auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2021 ab.
Anfang April beschloss die Opec-Plus Gruppe überraschend den Ölausstoß ab Mai um zusätzliche 1,6 Mio. Barrel/Tag zu verringern. Damit wurde der Angebotsmarkt verknappt, um den Ölpreisen wieder eine Aufwärtsrichtung zu geben. Zudem nahm Saudi-Arabien einseitig zusätzliche eine Million Barrel vom Tagesangebot weg.
Im Julimonat setzte sich an den Ölbörsen mit Preisoptimismus ein substanzieller Aufwärtstrend durch, mit dem sich die Future-Kontrakte der Leitsorte Brent im September auf 95 Dollar je Barrel verteuerten. Saudi-Arabien und Russland versuchen weitergehend mit der Drosselung ihrer Ölproduktion das Ölangebot stärker zu verknappen und dadurch das höhere Ölpreisniveau zu festigen.
Die Öl- und Gas-Förderbranche hat die Förderinvestitionen für die Zukunft historisch tief heruntergefahren. Wurden im Jahr 2013 weltweit noch 900 Milliarden Dollar in die Öl- und Gasförderung investiert, so waren es in 2022 und 2023 gerade mal noch 300 Mrd. Dollar. Kaum ein anderer Sektor ist derart unterinvestiert. Die großen Ölkonzerne können mit der neuen Knappheit gut leben und nutzen ihre Liquidität lieber für Aktienrückkäufe in großem Stil.
Auf dem Ölmarkt standen im Herbst Angebotsengpässe einer recht robusten Nachfrage gegenüber. Die Unterproduktion lag im III. Quartal mit etwa 580.000 und im IV. Quartal mit etwa 240.000 Barrel/Tag im Defizit. Mitte September wurden für Brent Rohöl die höchsten Preise seit zehn Monaten erklettert, um dann aber von 97 USD/B in den Folgemonaten auf unter 75 USD/B zu Mitte Dezember zurückzufallen. Saudi-Arabien und Russland beließen ihre Minderproduktion implementiert.
Im Oktober geriet Israel durch Hamas-Angriffe in eine verheerende Kriegssituation. Dabei dürfte der Iran im Hintergrund mit die Fäden ziehen und die jemenitischen Huthi-Rebellen mit Kriegsgerät versorgen, mutmaßlich auch für Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer. Die Ölbörsen preisten Ende Oktober Risikoprämien ein. Anfang November wurden die Prämien mit sich abzeichnender Risikominderung wieder ausgepreist.
Eine mehr als holprige Opec+ Konferenz Ende November sieht für Q.1 2024 weitere Drosselungen der Fördermengen vor. Allerdings unter der gewissen Einschränkung der "Freiwilligkeit". Ob das Ölkartell den Beschluss, nämlich dann um insgesamt 2,2 Mio. Barrel am Tag zu reduzieren auch vollumfänglich umsetzt, wird von den Marktteilnehmer stark bezweifelt.
Öljahr 2024:
- Nach einem Preisrücksturz Anfang Februar zogen die Ölnotierungen bis Anfang April recht kontinuierlich an. Es wurde ein neues 5-Monats Hoch erklommen. Im Mai und Juni sanken die Preise wieder. Weiterhegend dann im Juni und im September jeweils sogar auf ein 3-Jahres Tief. Die weiteren Preisaussichten für 2025 bleiben 'bärisch'.
- Die OPEC und ihre Plus-Partner verfügen, wegen der begrenzenden Quotenpolitik der Gemeinschaft, derzeit über große Reservekapazitäten. Diese schätzt man auf 5,5 Mio. Barrel/T, die aktivierbar wären. Insgesamt stecken die Opec und ihre Plus-Partner in einem Dilemma. Durch die Quotenpolitik hat man erhebliche Marktanteile verloren. Die USA sind mit Abstand das Ölförderland Nr. 1.
- Das ganze Jahr über blieb der Nahe Osten im Fokus der Ölbörsenhändler. Israel geriet wegen seines rücksichtslosen Vorgehens in Gaza in internationale Kritik.
Risikoprämien, wegen des Krieges in Gaza und den fortgeführten Angriffen der jemenitischen Huthies auf die Schifffahrt im Roten Meer und im Golf von Aden, blieben im Frühjahr abgeschwächt eingepreist. Im Spätsommer verschärfte sich die Konfliktsituation Israel/Hisbollah.
- Im weiteren Ausblick geht die IEA davon aus, dass der weltweite Ölbedarf noch bis 2029 auf ein Maximum von 105,6 Mio. Barrel am Tag zulegen wird. Die weltweiten Ölförderkapazitäten dürften aber deutlich schneller Anwachsen und bis 2030 die tägliche Ölnachfrage um "massive" acht Millionen Barrel übersteigen! Für den Zeitraum 2025 bis 2030 zeichnet die IEA ein düsteres Bild, sprich Preisdruck.
- Die OPEC+ Länder sehen sich ab 2026 sehr schwierigen Zeiten und großen Herausforderungen gegenüber. Die längerfristige Zukunft heißt Überversorgung des Ölmarktes mit Preisdruck.
- Der US Ölindustrie fordert den neu gewählten US Präsidenten Trump zu einem Abkehrschwenk von der Klimapolitik Joe Bidens auf. Und das wird sicherlich geschehen.
- In den USA kündigt Donald Trump hohe Importzölle für Güter aus China, Kanada und Mexiko an. Das wird eine seiner ersten Amtshandlungen sein. Importe aus diesen Ländern sollen mit 25% Strafzoll belegt werden. Das betrifft auch die Öleinfuhren der USA. Kanada ist der wichtigste Rohöllieferant der USA mit täglich etwa 3,8 Mio. Barrel Rohöl. Mexiko ist mit täglichen 0,46 Mio. Barrel der zweitgrößte Rohöllieferant.
- Ölpreiseprognose von Goldman Sachs:
Ø 2025: 76 USD/B Ø 2026: 71 USD/B
- Die Handlungsgemeinschaft der Opec-Plus hat am 5. Dez. beschlossen, die Wiedererhöhung des Rohölausstoßes um drei Monate weiter nach hinten zu verschieben, also auf Anfang zweites Quartals. Man würde sonst Gefahr laufen, die Ölpreise nachhaltig abwärts zu schicken.
Weltenergiebedarf:
Ölförderung vs. Weltölverbrauch:
Die obige Grafik des US Energieministeriums (EIA) zeigt das Verhältnis von Ölförderung (Production) zu Ölverbrauch (Consumption). Für 2022 ff. zeigt es eine Vorausberechnung.
Seit Jahren bewegt sich die globale Ölfördermenge bei rund 100 Millionen Barrel/Tag. Man kann davon ausgehen, dass fast der gesamte im Öl enthaltene Kohlenstoff als CO2 in die Erdatmosphäre emittiert wird. Siehe dazu auch die Tecson PTL-Seite, die Alternativen deutlichmacht.