Fakten + Analysen zum Ölmarkt

Ölmarktinfos und Prognosen zur Ölpreis­ent­wicklung

Marktein­schät­zungen

  • Die Analysten von HSBC erwarten für das 4. Quartal einen hohen Ölüberschuss von 1,7 Mio. B/T. Für 2026 werden sogar 2,4 Mio. B/T an Überhang gesehen. Die Rückkehr der OPEC+-Fördermengen werden als Hauptgrund gesehen.
  • Goldman Sachs sieht mittelfristig für die Ölpreise klares Abwärts­poten­zial. Bereits für diesen Herbst wird eine erheb­liche Über­ver­sor­gung am Ölmarkt gesehen, die sich in 2026 dann wahr­schein­lich noch ver­stärkt. Das könnte die Ölpreise dann auf 55 USD/B drücken.
  • Barklays Bank korrigiert seine Preisprognose für Brent Rohöl für das kommende Jahr um 4 Dollar nach unten auf 66 USD/B.
  • Die Analysten der Citigroup prognostizieren für Brent Rohöl für das 3. Quartal einen Mittelpreis von 66 Dollar je Barrel. Für das 4. Quartal wird mehr Preisdruck gesehen, mit Preis­rück­gang auf 63 Dollar/B.
  • Trotz der fortgesetzt erhöhten Unsicher­heiten am Ölmarkt bleibt die funda­mentale Grund­situation eher 'bärisch'. Weiterhin wird für den Rest des Jahres und vor allem für 2026 eine Über­ver­sorgung des Ölmarktes gesehen. Auch die konjunk­turellen Warn­signale aus China und den USA sind nicht über Nacht ver­schwun­den.
  • In ihrem Anfang Juli veröffentlichten 'World Oil Outlook' nimmt die OPEC eine pessi­misti­schere Haltung ein. In dem Report verringert die OPEC ihre Erwartung für die globale Ölnach­frage für die nächsten vier Jahre nach unten.
  • Laut dem aktuellen World Energy Investment Bericht der IEA dürften die Investi­tionen im Ölsektor in diesem Jahr um 6 % sinken. Die Gründe sind geringere Nachfrage, niedrige Preise und große wirt­schaft­liche Unsicher­heiten.
     

 

Onshore Öllager

Entwick­lungen und Fakten

  • Der Iran und die IAEA haben sich auf einen Neustart der Inspek­tionen des Nuklear­programms geeinigt. Bei Gesprächen in Kairo hat man sich auf einen Mecha­nismus zur Wieder­auf­nahme von Über­prüfungen durch die IAEA verständigt.
  • Aus jüngsten Öltanker-Trackingdaten geht hervor, dass der Iran trotz aller Sanktionen etwa 2,0 Mio. Barrel Rohöl bzw. Ölpro­dukte auf den Markt gebracht hat. Mit etwa 1,7 Mio. Barrel ging das meiste nach China. Eine Ver­schär­fung der Sank­tionen, die aktuell vorbe­reitet werden, könnte sich entspre­chend kräftig aus­wirken.
  • Das Ölkartell der OPEC+ hat, die Förder­mengen auch im Oktober weiter anzuheben, allerdings mit gebremstem Tempo von +137.000 Barrel/Tag. Für September hatte man noch eine Steigerung von +555.000 B/T angesetzt. Da das Ölkartell die Oktober-Mengen­steigerung deutlich niedriger vorgibt, reagierten die  Rohöl­preise nicht mit Ausschlägen.
  • US-Präsident Trump fordert die Europäer auf, die Ölgeschäfte mit Russland zu beenden. Man finanziere damit Putins Krieg in der Ukraine. Zudem sollen die EU-Länder ebenfalls Druck auf China machen, drängt Trump.
  • Die USA setzen ihre Sekundärzölle für Indien ab dem 27. Aug. auf 50% hoch. Die Verhandlungen über den Außenhandel werden als gescheitert gesehen.
  • Die Rohölpreise haben sich von Januar bis Mitte August um etwa 8% verbilligt. Im September zeigt sich aber ein Preiswiederanstieg, der nicht unbedingt erwartet wurde.
  • Die Zahl der Ölbohranlagen in den USA ist seit ihrem Höchst­stand im Jahr 2023 um mehr als 20% gesunken. Das zeugt von wenig Gewinn­opti­mismus seitens der US Ölförderer.
  • Das Opec+ Mitglied Kasachstan fördert mit 1,8 Mio. Barrel/Tag täglich etwa 300.000 Barrel Rohöl über seiner Quote.
  • Die EU hat gegenüber Russland den Preisdeckel für Ölausfuhren verschärft, auf ein sich anpas­sendes Limit von 15 Dollar unter­halb des Welt­markt­preises. Der Preisdeckel ist mit 47,5 USD/Barrel gestartet,
  • Kanada sucht sich für sein Öl neue Märkte außerhalb der USA. Zukünftig soll sehr viel kanadisches Öl und Gas nach Europa, Japan und vor allem auch China gehen. Man will raus aus der Abhängigkeit von den USA. Dazu soll die 'Trans Mountain Pipeline' von Edmonton zu den Tanker­verla­dungen in Van­couver auf etwa 50% mehr Durchsatz ausgebaut werden.
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance

Monats­reports September

  • IEA-Report:
    Die IEA (Paris) rechnet für 2026 mit einem noch höheren Ange­bots­über­schuss auf dem Ölmarkt. Für das kommende Jahr könnte die Über­ver­sorgung in der Spitze 3,3 Mio. Barrel am Tag erreichen. Das wäre gigantisch viel und würde die freien Lager­kapa­zitäten zur Jahres­mitte an die Grenzen bringen.
  • OPEC-Report:
    Die OPEC schätzt in ihrem Monatsreport Sep­tem­ber die Ent­wick­lung anders ein. Weiterhin sieht man die welt­weite Ölnach­frage 2025 bei 105,1 Mio. B/T und 2026 dann um +1,4 Mio. B/T auf 106,5 Mio. B/T weiter ansteigen. Die Rohöl­förder­mengen außerhalb der OPEC+ werden in 2026 bei 54,6 Mio. B/T (+0,6) erwartet.

 

OPEC, Opec+

Ukraine: Gespräche, Militär­hilfen, Sicher­heits­ga­rantien

  • Täglich bombardiert Russland die Ukraine aus der Luft mit 500 - 800 Dohnen und zusätzlichen Raketenschlägen. Das sind die umfang­reichsten Angriffe seit Kriegs­beginn. Die Ukraine versucht mit Drohnen­angriffen auf russische Raffinieren und Pipelines den Angreifer zu schwächen. 20 - 25 % von Russlands Raffinerie­anlagen sind derzeit beschädigt und offline.
  • In Washington erwägt Trump nun doch weitere Sekundär­sanktionen gegen die Käufer russsischen Öls. Jüngst verlangt Traump dafür aber das Vorausgehen der EU und der Nato-Staaten.
  • Die Ukraine erhält zeitnah von den USA 3000 ERAM-Raketen. Die 700 Millionen Euro dafür kommen aus Europa.
  • Die Verhandlungen über ein Ende des russischen Krieges in der Ukraine kommen nicht voran. Putin will keinen Frieden, sondern so viel von der Ukraine wie er irgend kriegen kann. Opfer, Schäden, Menschen und Schicksale interessieren ihn nicht. Moskau fordert den gesamten Donbass und weitere Gebiete in der Ukraine zu kontrollieren - einschließlich von Gebieten die die Russen derzeit noch nicht erobert haben. In Europa wird unter anderem über einen NATO-ähnlichen kollektiven Verteidigungs­kollektiv als Sicher­heits­garantie gebrütet.
  • Die EU bereitet ein umfangreiches 19. Sanktions­paket gegen Russland vor.
     

 

Ölproduktion Iran

US Ölmarkt

  • Nach Einschätzung von Diamondback Energy, dem größten unab­hängigen US Schiefer­ölför­derer, dürfte die Förder­leistung in den meisten Regionen ihren Höhe­punkt erreicht haben und im zweiten und dritten Quartal wohl etwas sinken. Ölpreise von nur 60 Dollar/B bewirken Vorsicht und Zurück­haltung bei den Neu­investi­tionen.
  • Die Rohöl-Förderleistung der USA bewegte sich in den ersten fünf Monaten des Jahres bei 13,4 - 13,5 Millionen Barrel am Tag. Allerdings vollzieht sich keine Steigung, wie Anfang des Jahres noch erwartet und wie von Trump gefordert. Die Förderfirmen halten sich mit Investitionen in die Öl- und Gasförderung auffällig zurück.
  • Neben der Schieferölförderung sollte auch die Ölförderung im Golf von America (Golf von Mexico) deutlich anwachsen und von 2,2 Mio. Barrel/T bis 2026 auf ein Allzeithoch von 2,6 Mio. B/T zulegen. Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und deren Tiefenspeicherung sollten nächste Schwerpunkte der Offshore-Entwicklungen sein. Hinter allem steht mit Trump im Amt ein größtes Fragezeichen.
     

 

Ölproduktion, Lagermengen, Energiesektor, erneuerbare Energien

Endzeit der Dollar-Dominanz

  • Chinas offizielle Goldreserven liegen bei 2.290 Tonnen. Ein atem­berau­bender Anstieg um 61% in nur wenigen Jahren. Und wahr­schein­lich sind die tatsäch­lichen Mengen noch deutlich höher. Zudem haben chinesische Versicherungsunternehmen Gold für 27 Milliarden Dollar gekauft. Auch trennen sich Chinas Bürger von ihren Yuan Rücklagen und kaufen händer­ingend Gold, da ihr Vertrauen in die heimische Wirtschaft schwindet. In China läuft eine der aggres­sivsten Gold­hortungs­phasen der modernen Geschichte. Das wird zu einem Akt wirt­schaft­licher Kriegs­führung. China bereitet die Bühne für den Sturz der globalen US-Dollars Dominanz vor.
  • Jahrzehntelang war die Welt gezwungen, ihr Öl und viele andere Wirt­schafts­güter in US-Dollar zu kaufen. Dieses System stützte Amerikas wirt­schaft­liche Dominanz und ermög­lichte es, unvor­stell­bare Geld­summen ohne unmittelbare Konse­quenzen zu drucken. Jetzt reißt aber China dieses Fundament ausein­ander. Goldbarren ersetzen die Dollar­rücklagen. Saudi-Arabien akzeptiert bereits den Yuan für seine Ölverkäufe und bricht damit mit der Petrodollar-Tradition. Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) entwickeln aktiv eine gold­gedeckte Konkurrenz-Währung.
  • Die Folgen für die USA werden verheerend sein. Die Nachfrage nach US-Dollar wird abflauen. Staaten werden keine Dollar-Sicher­heiten mehr brauchen, wenn es goldge­deckte Alter­nativen gibt. Staats­anleihen-Auktionen werden scheitern, was die Fed dann dazu zwingt, mehr Geld zu drucken. Und das läuft unwei­gerlich in eine Dollar-Entwertung.
  • Gold ist nicht mehr nur ein Investitions- und Absicherungs­gut. Gold wird das Fundament für eine neues globales Finanz­markt­system werden.

 

Konjunktur Chinas

World Oil Outlook der OPEC

  • Die OPEC hat in ihrem vielbe­achteten jährlichen 'World Oil Outlook' die Prognosen für die mittel- und länger­fristige Ölnachfrage ange­hoben.
  • Bis 2050 soll der weltweite Ölbedarf demnach noch auf 120 Mio. Barrel/Tag ansteigen. Auch soll der Anteil an Verbren­nungs­motoren in 2050 noch bei über 70% liegen, getrieben von Ländern, die nicht der OECD angehören.
  • Damit widerspricht die OPEC grundsätzlich den Outlook-Berichten der IEA und von BP, die einen erheblichen Ölbe­darfs­rück­gang sehen.
  • Exxon Mobil hingegen geht für 2050 von einem ähnlich hohen Ölbedarf wie heute aus und schätzt, dass dieser bis 2050 kontinu­ierlich bei über 100 Mio. Barrel/Tag bleiben wird.
  • Allerdings sehen mehrere andere Ölkonzerne das Hochplateau bereits in den dreißiger Jahren, und damit früher erreicht.
     

 

Onshore Öllager

Klimage­fahren

  • Die Analysten von Goldman Sachs erwarten, dass die Ölnachfrage noch ein weiteres Jahrzehnt weiter ansteigen wird. Mit BIP-Wachstum und höherem Gesamt­energie­bedarf bestehen für die Dekar­boni­sierung gigantische Heraus­forde­rungen, besonders auch für den Flug­verkehr und für petro­chemi­sche Produkte.
     
  • Der COP28 Gipfel mit gemeinsamer Abschlusserklärung wird als Wende­punkt im Klima­kampf gefeiert. Das globale Abkommen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird als ist ein wichtiger Meilenstein in der globalen Ausrichtung hin zu einem kohlen­stoff­armen Energie­wirtschaft gesehen. Der Text enthält auch Verein­barungen, den Einsatz erneuer­barer Energien zu ver­drei­fachen und die Effizienz­steige­rungs­rate bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Es müssen aber die als Ziel gesetzten notwen­digen Schritte dann auch faktisch folgen.
     
  • 'World Enery Outlook' der IEA:
    Die Kombination aus einer voranschreitenden Energiewende, gepaart mit strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft, wird in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Öl- und Gasweltmarkt haben. Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen werden in 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Pariser Klimaziele bleiben aber ohne die internationale Zusam­men­arbeit absolut unerreichbar!
    Die globalen Treibhausgasemissionen haben in 2023 einen neuen Rekord erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe nahm zu und die Welt erlebte den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
     
  • Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
    Die IRENA (Inter­natio­nal Renew­able Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investi­tionen in Tech­no­logien zur Energie­wende auf 5 Billionen jährlich vervier­fachen müssten, um den Tempe­ratur­anstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit kata­stro­phalen Folgen.
    Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
     
  • Die Europäische Union verschärft nochmals ihre Ziele für die erneu­erbaren Energien. Die EU ist dabei die Ziel­schwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneu­er­baren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche Anteils­ziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
     
  • Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder um­kehr­bar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
    Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
     
  • Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 °C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir stecken in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
     

 

Klima-Krise

Wasserstoff / E-Fuels:  Neue Projekte

  • In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
  • Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliarden­investi­tionen den Ausbau von Leistungs-Strom­leitungen der dortigen Wind­parks vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milli­arden­auftrag. Beide Unter­nehmen sprechen von einem Meilen­stein für die euro­päische Energie­wende.
  • Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produk­tions­anlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklen­burg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbau­stufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Aus­bau­stufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasser­stoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emis­si­onen jährlich vermieden werden können. Die Gesamt­investi­tionen dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
     

 

Entwicklung Ölmarkt

Gas-Liefer­ströme in Europa


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