Fakten + Analysen zum Ölmarkt

Ölmarktinfos und Prognosen zur Ölpreis­ent­wicklung

Entwick­lungen und Fakten

  • Die OPEC+ Länder treten im zweiten Quartal mit einem Kompen­sations­plan an, der merklich Öl vom Markt nehmen wird. Mit diesen Vorgabe­maß­nahmen sollen zurück­liegende Quoten­über­schrei­tungen ausgeglichen werden. Vor allem hatten Kasachstan und der Irak regelmäßig zu viel Öl auf den Markt gebracht. Der Plan umfasst den Zeitraum bis Juni 2026 und beziffert monatliche Kürzungen zwischen 190.000 B/T und 435.000 B/T.
  • Die USA verschärfen noch einmal die Sanktionen gegen die Ölexporte des Iran. Ziel ist es, die Ölausfuhren des islamischen Staates von derzeit gut 1,5 Mio. Barrel/Tag massiv herabzudrücken in den Bereich von nur noch 500.000 Barrel am Tag.
  • China stoppt seine LNG Flüssiggasimporte aus den USA. Das ist eine Folge des Handelskonflikts.
  • Saudi-Arabien senkt für Käufer aus Asien und aus Nord­west-Europa seine Angebotspreise für Aprilkontrakte. Diese Preis­herab­stufung lässt darauf schließen, dass sich die Rohöl­nach­frage als schwach und unterhalb der Erwar­tungen bewegt.
  • Putin lockt Trump mit dem Szenario einer "gemeinsamen" Ausbeutung der Ukraine. Derzeit sind die USA sehr stark von China abhängig. Trumps Deal über seltene Erden mit der Ukraine war vorerst geplatzt. Aktuell wird aber in Jeddah verhandelt.
  • Kanada will (oder muss) für seine Rohölexporte auf alternative Märkte zu den USA umstellen. Trump könnte mit den ange­kün­digten Zöllen eine Blockade aufbauen, sodass Kanadas Ölindustrie sich für die Zukunft wohl erheblich stärker auf den asiatischen Markt ausrichten muss. Dazu soll die 'Trans Mountain Pipeline' von Edmonton zu den Tankverladungen in Vancouver auf etwa 50% mehr Durchsatz ausgebaut werden.
  • Trump droht den BRICS-Staaten mit Zöllen von 100% auf alles. Die BRICS-Staaten, u.a. mit China, Indien und Russland, wollen eine Abkehr vom Dollar, hin zu einer BRICS-Crypto Währung. Trump reagiert entsprechend mit einer extrem hohen Zollmauer drohend.
  • Die USA sind dabei, hohe Importzölle für Güter aus China, Kanada und Mexiko zu implementieren. Diese Länder wehren sich nach Kräften. Aktuell wird mit Aufschüben und Ausnahmen jongliert. Kanada ist der wichtigste Rohöllieferant der USA mit täglich etwa 3,8 Mio. Barrel Rohöl. Die US Rohöleinfuhren aus dem Nach­bar­land Mexiko haben sind zuletzt um 370.000 Barrel verringert und liegen damit bei nur noch 150.000 Barrel am Tag, was ein Allzeit-Tief darstellt.
  • Die Ölnachfrage Indiens ist in 2024 erstmals schneller gewachsen als die Chinas. Und das wird sich in 2025 fortsetzen. Das Nach­frage­wachs­tum Indiens wird für 2025 mit +3,2% prognostiziert, während das von China +1,7% in geringem Maße zunehmen dürfte.
     

 

Ölmarkt, Ölproduktion und Marktbalance

Endzeit der Dollar-Dominanz

  • Chinas offizielle Goldreserven liegen bei 2.290 Tonnen. Ein atem­berau­bender Anstieg um 61% in nur wenigen Jahren. Und wahr­schein­lich sind die tatsäch­lichen Mengen noch deutlich höher. Zudem haben chinesische Versicherungsunternehmen Gold für 27 Milliarden Dollar gekauft. Auch trennen sich Chinas Bürger von ihren Yuan Rücklagen und kaufen händer­ingend Gold, da ihr Vertrauen in die heimische Wirtschaft schwindet. In China läuft eine der aggres­sivsten Gold­hortungs­phasen der modernen Geschichte. Das wird zu einem Akt wirt­schaft­licher Kriegs­führung. China bereitet die Bühne für den Sturz der globalen US-Dollars Dominanz vor.
  • Jahrzehntelang war die Welt gezwungen, ihr Öl und viele andere Wirt­schafts­güter in US-Dollar zu kaufen. Dieses System stützte Amerikas wirt­schaft­liche Dominanz und ermög­lichte es, unvor­stell­bare Geld­summen ohne unmittelbare Konse­quenzen zu drucken. Jetzt reißt aber China dieses Fundament ausein­ander. Goldbarren ersetzen die Dollar­rücklagen. Saudi-Arabien akzeptiert bereits den Yuan für seine Ölverkäufe und bricht damit mit der Petrodollar-Tradition. Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) entwickeln aktiv eine gold­gedeckte Konkurrenz-Währung.
  • Die Folgen für die USA werden verheerend sein. Die Nachfrage nach US-Dollar wird abflauen. Staaten werden keine Dollar-Sicher­heiten mehr brauchen, wenn es goldge­deckte Alter­nativen gibt. Staats­anleihen-Auktionen werden scheitern, was die Fed dann dazu zwingt, mehr Geld zu drucken. Und das läuft unwei­gerlich in eine Dollar-Entwertung.
  • Gold ist nicht mehr nur ein Investitions- und Absicherungs­gut. Gold wird das Fundament für eine neues globales Finanz­markt­system werden.

 

Konjunktur Chinas

Marktein­schät­zungen

  • Analysten von BMI merken an, dass der Ölmarkt unter extremen Unsicherheiten leidet. Dennoch hält BMI an der Preisprognose für Brent-Rohöl von 76 Dollar/B im Jahremittel fest.
  • Die Zukunft der Ölpreise bleibt ungewiss, da geo­politi­sche Span­nungen und wirt­schaft­liche Unsicherheiten fortbe­stehen. Analysten erwarten, dass sich die Ölpreise in den kom­men­den Wochen volatil verhalten, abhängig von der Ent­wick­lung der inter­natio­nalen Krisen.
    Während drohende Handels­kriege und Strafzölle 'bärisch' wirken, bleiben die Noch-Sanktionen gegen Russland und die verschärften Maß­nahmen gegen den Iran preis­stüt­zende Faktoren.
  • Preisprognose von Goldman Sachs:
    »  Brent 2025:  bei 71 USD/B  (vorher 76 USD/B).
    »  WTI   2025:  bei 67 USD/B  (vorher 72 USD/B).
    »  Brent 2026:  bei 73 USD/B
    »  WTI   2026:  bei 68 USD/B
  • Prognosen für die Ölpreise in 2025:
    »  Reuters Umfrage:  Ø  74,3 Dollar/B
    »  Bank of America:  Ø  75,0 Dollar/B
    »  Goldman Sachs:    Ø  71,0 Dollar/B
    »  Morgan Stanley:    Ø  70,0 Dollar/B
    »  US Energieminist.:  Ø  74,5 Dollar/B
  • Die Analysten von JP Morgan gehen in ihren langfristigen Prog­nosen davon aus, dass die globale Ölnachfrage noch bis 2035 zunehmen wird, und zwar im Tages­ver­brauch um 7 Mio. Barrel in den nächsten 10 Jahren. Das ist eine 'bullische' Lang­zeit­prog­nose. Die größten Bedarfszuwächse kommen dabei von Seiten Indiens. Die Preise für Brent Rohöl werden für 2025 bei im Mittel bei 73 USD/B prog­nostiziert.
  • Bei Standard Chartered geht man dagegen davon aus, dass die US Produzenten Trumps Forderung nach mehr Ölbohrungen nicht unbedingt nachkommen werden. Vielmehr könnten die iranischen Ölexporte unter Trump konse­quenter und ein­schnei­dender unter­bunden werden.
     

 

Onshore Öllager

Monats­reports März von IEA und OPEC

  • OPEC:
    Die OPEC bleibt in ihrem Monatsreport März recht optimistisch in ihren Prognosen zu Angebot und Nachfrage. Man erwartetet ein Nach­frage­wachstum in 2025 und 2026 von jeweils +1,4 Mio. Barrel/T. Damit nimmt die OPEC eine deutlich 'bullischere' Haltung ein als die EIA in Monats­bericht März. Auch ist seitens der Opec+ beschlossen die Extra­drosselung ab April langsam schrittweise nun doch zurück­zufahren. Der Beginn des Ausstiegs aus dem Ausstieg. Bewertung 'neutral'.
  • IEA:
    Die IEA sieht die Entwicklung zwischen Ölmarktangebot und -nachfrage sehr viel 'bärischer' als die OPEC in ihrem März-Monatsreport. So prognostiziert die IEA, dass sich der derzeitige Angebotsüberhang von rund 600.000 Barrel/Tag im Jahres­verlauf noch erhöhen wird und sich für das Gesamtjahr gesehen dann bei 1,0 Million Barrel/Tag beläuft. Das würde Markt­sättigung und welt­weit Lager­auf­bauten bedeuten. Reportbewertung: 'klar bärisch'

    Erwartung für 2025:
    • Ölnachfrage global:  102,9 Mio. B/T
    • Ölangebot    global:  104,5 Mio. B/T
     

 

OPEC, Opec+

Russland:  Energie­exporte, Kriegs­wirt­schaft

  • Russlands Ölfördermengen sind im Januar und Anfang Februar gesunken. So ist die russische Ölproduktion zuletzt unter die von der OPEC+ markierte Quote zurück­gefallen, was preisstützend wirkt. Ob das auf die strengeren Sank­tio­nen Wash­ing­tons zurückzuführen ist, ist nicht sicher. Die Markt­teil­nehmer spekulieren natürlich darüber, inwieweit die Export­mengen Russlands in nächster Zeit aufgrund der neuen strengen Sanktionen noch Fallen werden. Das ist für die Opec-Plus und deren künftige Förderpolitik ein wichtiger Aspekt.
  • Die Regierung Biden hat seit Januar weitere Sanktionen gegen Russlands Ölexporte implementiert. Hierbei steht Russlands Öltanker-Schattenflotte im Visier, die nach wie vor große Rohölmengen oberhalb der Preisgrenze von 60 Dollar/B transportiere.
  • Mit den Verhandlungen über den Ukrainekrieg, mit dem Ziel einer Friedenslösung, besteht die Aussicht, dass die Sanktionen gegen Russlands Ölexporte aufgehoben werden. Dazu müssen aber erst die Unterschriften zweier Kriegsparteien erfolgen. Keiner weiß, ob es dazu kommt, denn Moskau Bedingungen die unrealistisch sind.
  • Russland hat lange schon auf "Kriegswirtschaft" umgestellt:
    Die Industrieproduktion in Russland hat sich gravierend ver­än­dert. Dabei stellt der Verteidigungssektor die Produktion ziviler Produkte in den Schatten. Erstmals seit dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union über­treffen die Militär­aus­gaben das Sozial­budget bei weitem. Fast 1/3 des Staatshaushalts gegen in die Rüstungsgüter. Die Sozialausgaben, ein­schließ­lich Gehälter, Renten und Sozialleistungen machen nur 1/5 des Budgets aus.
     

 

Big Oil geht weg von Russland

World Oil Outlook der OPEC

  • Die OPEC hat in ihrem vielbe­achteten jährlichen 'World Oil Outlook' die Prognosen für die mittel- und länger­fristige Ölnachfrage ange­hoben.
  • Bis 2050 soll der weltweite Ölbedarf demnach noch auf 120 Mio. Barrel/Tag ansteigen. Auch soll der Anteil an Verbren­nungs­motoren in 2050 noch bei über 70% liegen, getrieben von Ländern, die nicht der OECD angehören.
  • Damit widerspricht die OPEC grundsätzlich den Outlook-Berichten der IEA und von BP, die einen erheblichen Ölbe­darfs­rück­gang sehen.
  • Exxon Mobil hingegen geht für 2050 von einem ähnlich hohen Ölbedarf wie heute aus und schätzt, dass dieser bis 2050 kontinu­ierlich bei über 100 Mio. Barrel/Tag bleiben wird.
  • Allerdings sehen mehrere andere Ölkonzerne das Hochplateau bereits in den dreißiger Jahren, und damit früher erreicht.
     

 

Onshore Öllager

Klimage­fahren

  • Der COP28 Gipfel mit gemeinsamer Abschlusserklärung wird als Wende­punkt im Klima­kampf gefeiert. Das globale Abkommen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird als ist ein wichtiger Meilenstein in der globalen Ausrichtung hin zu einem kohlen­stoff­armen Energie­wirtschaft gesehen. Der Text enthält auch Verein­barungen, den Einsatz erneuer­barer Energien zu ver­drei­fachen und die Effizienz­steige­rungs­rate bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Es müssen aber die als Ziel gesetzten notwen­digen Schritte dann auch faktisch folgen.
     
  • 'World Enery Outlook' der IEA:
    Die Kombination aus einer voranschreitenden Energiewende, gepaart mit strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft, wird in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Öl- und Gasweltmarkt haben. Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen werden in 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Pariser Klimaziele bleiben aber ohne die internationale Zusam­men­arbeit absolut unerreichbar!
    Die globalen Treibhausgasemissionen haben in 2023 einen neuen Rekord erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe nahm zu und die Welt erlebte den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
     
  • Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
    Die IRENA (Inter­natio­nal Renew­able Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investi­tionen in Tech­no­logien zur Energie­wende auf 5 Billionen jährlich vervier­fachen müssten, um den Tempe­ratur­anstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit kata­stro­phalen Folgen.
    Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
     
  • Die Europäische Union verschärft nochmals ihre Ziele für die erneu­erbaren Energien. Die EU ist dabei die Ziel­schwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneu­er­baren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche Anteils­ziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
     
  • Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder um­kehr­bar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
    Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
     
  • Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
     

 

Klima-Krise

Wasserstoff / E-Fuels:  Neue Projekte

  • In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
  • Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliarden­investi­tionen den Ausbau von Leistungs-Strom­leitungen der dortigen Wind­parks vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milli­arden­auftrag. Beide Unter­nehmen sprechen von einem Meilen­stein für die euro­päische Energie­wende.
  • Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produk­tions­anlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklen­burg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbau­stufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Aus­bau­stufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasser­stoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emis­si­onen jährlich vermieden werden können. Die Gesamt­investi­tionen dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
     

 

Entwicklung Ölmarkt

Gas-Liefer­ströme in Europa

Gasimporte, Gasexporte
Quelle: IEA, Paris      rot = Exporte eines Landes   grün = Importe eines Landes

 


REDAKTIONELLE RECHTE:

TECSON weist ausdrücklich auf die eigenen redaktio­nellen Rechte hin.
Das Kopieren der Inhalte (auch auszugsweise) und deren Verwendung ist ohne unsere schriftliche Genehmigung nicht gestattet.