Fakten + Analysen zum Ölmarkt
Ölmarktinfos und Prognosen zur Ölpreisentwicklung
Markteinschätzungen
- Monatsberichte: Die Erwartungen der IEA für den Ölweltmarkt haben sich denen der EIA ziemlich angenähert. Für 2025 wird ein Rohöl-Überangebot von 0,42 bis 0,45 Mio. Barrel/T prognostiziert. Und von Seiten der Ölförderländer außerhalb der Opec-Plus Gemeinschaft wird ein Produktionsanstieg von 1,4 Mio. Barrel/T erwartet.
- Prognosen für die Ölpreise in 2025:
» Reuters Umfrage: Ø 74,3 Dollar/B
» Morgan Stanley: Ø 70,0 Dollar/B
» Goldman Sachs: Ø 76,0 Dollar/B
» US Energieminist.: Ø 74,5 Dollar/B - Während drohende Handelskriege und Strafzölle 'bärisch' wirken, bleiben die Sanktionen gegen Russland und die neuen Maßnahmen gegen den Iran preisstützende Faktoren.
- Rystad Energy hat die Prognose der Ölmarkt-Balance für 2025 von +0,7 B/T an Überhang auf -0,3 Mio. B/T an Defizit revidiert.
- Die Analysten von JP Morgan gehen in ihren langfristigen Prognosen davon aus, dass die globale Ölnachfrage noch bis 2035 zunehmen wird, und zwar im Tagesverbrauch um 7 Mio. Barrel in den nächsten 10 Jahren. Das ist eine 'bullische' Langzeitprognose. Die größten Bedarfszuwächse kommen dabei von Seiten Indiens.
Die Preise für Brent Rohöl werden für 2025 bei im Mittel bei 73 USD/B prognostiziert. - Bei Standard Chartered geht man dagegen davon aus, dass die US Produzenten Trumps Forderung nach mehr Ölbohrungen nicht zwingend nachkommen werden. Vielmehr könnten die iranischen Ölexporte unter Trump deutlich stärker reduziert werden, weil sicherlich erheblich strengere Sanktionen erlassen werden.
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Entwicklungen und Fakten
- Das Zerwürfnis der USA mit der Ukraine und mit Europa ist auch für den Ölmarkt ein wichtiger Aspekt. Trump ist auf Kuschelkurs zu Putin. Letztlich und könnten die USA die Sanktionen gegen russisches Öl fallen lassen. Und was die Europäer dann?
- Die USA wollen die Sanktionen gegen die Ölexporte des Iran drastisch verschärfen. Ziel ist es, die Ölausfuhren des islamischen Staates von derzeit gut 1,5 Mio. Barrel/Tag massiv herabzudrücken in den Bereich von nur noch 100.000 Barrel am Tag.
- Kanada will (oder muss) für seine Rohölexporte auf alternative Märkte zu den USA umstellen. Trump könnte mit den angekündigten Zöllen eine Blockade aufbauen, sodass Kanadas Ölindustrie sich für die Zukunft wohl erheblich stärker auf den asiatischen Markt ausrichten mussl. Dazu soll die 'Trans Mountain Pipeline' von Edmonton zu den Tankverladungen in Vancouver auf um etwa 50% mehr Durchsatz ausgebaut werden.
- Trump droht den BRICS-Staaten mit Zöllen von 100% auf alles. Die BRICS-Staaten, u.a. mit China, Indien und Russland, wollen eine Abkehr vom Dollar, hin zu einer BRICS-Crypto Währung. Trump reagiert entsprechend barsch und mit einer Zollmauer drohend.
- Trump fordert niedrigere Ölpreise von der OPEC. Seiner Ansicht nach würde dies den Krieg in der Ukraine sofort beenden, weil das Russlands milliardenhohen Öleinnahmen für die Kriegskasse schmälert. Der momentane Ölpreis sei zu hoch, so dass der Krieg weitergehen wird. Man muss den Ölpreis senken, fordert Trump. Im Widerspruch dazu steht, dass die US Ölindustrie stark investieren soll. Aber wird sie dass tun wenn doch mit Ölschwemme ihre Margen sinken. Das ist sehr die Frage.
- In den USA kündigt Donald Trump hohe Importzölle für Güter aus China, Kanada und Mexiko an. Importe aus diesen Ländern könnten mit 25% Strafzoll belegt werden. Das gilt auch für Öl. Kanada ist der wichtigste Rohöllieferant der USA mit täglich etwa 3,8 Mio. Barrel Rohöl. Die täglichen US Rohöleinfuhren aus dem Nachbarland Mexiko haben sind zuletzt um 370.000 Barrel verringert und liegen damit bei nur noch 150.000 Barrel am Tag, was ein Allzeit-Tief darstellt.
- Trump hat mit Amtsantritt den nationalen Energienotstand für die USA ausrufen. Das soll die Abkehr von Bidens Klimaschutzgesetzen ermöglichen. Die Schritte, die der Maßnahme nachfolgen, sind zur Stunde offen und die Auswirkungen unklar.
- Die USA haben am 10. Januar umfangreiche neue Sanktionen gegen die russische Schattenflotte verhängt.
- Chinas Rohölimporte sind in 2024 insgesamt um -1,9% auf 11,0 Mio. Barrel am Tag gesunken. Mit Ausnahme der Corona-Jahre ist das der erste jährliche Rückgang seit zwei Jahrzehnten.
- Ölexporte des Iran sind zurückgegangen: Die Ölexporte des Iran nach China gehen seit Oktober auffällig zurück. Und sind damit unter 1,3 Millionen Barrel am Tag gesunken. Das sind 550.000 Barrel weniger als im Oktober. Unterdessen haben sich Irans unverkaufte schwimmende Ölreserven auf Alttankern in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt und liegen nun bei etwa 20 Mio. Barrel. Die jüngsten US-Sanktionen erschweren für dutzende Öltanker den Transport iranischen Öls in ostasiatische Gewässer und seine verdeckten Lieferungen nach China.
- Die Ölnachfrage Indiens ist in 2024 erstmals schneller gewachsen als die Chinas. Und das wird sich in 2025 fortsetzen. Das Nachfragewachstum Indiens wird für 2025 mit +3,2% prognostiziert, während das von China +1,7% in geringem Maße zunehmen dürfte.
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EIA-Monatsreport Februar
- Die EIA hat ihre Ölpreisprognosen für 2025 geringfügig nach oben korrigiert, obgleich die Behörde jetzt mit einem Angebotsüberschuss von 0,42 Mio. B/T rechnet. Die vorherige Schätzung lag bei 0,25 Mio. B/T Überhang. Den Durchschnittspreis für die Leitsorte Brent erwartet die EIA für 2025 bei 74,5 Dollar je Barrel.
- 2025:
Globaler Ölverbrauch: 104,1 Mio. B/T
Globale Ölproduktion: 104,6 Mio. B/T
OPEC Ölförderung: 26,9 Mio. B/T
Preisprognose Brent: 74,5 Dollar/B - 2026:
Globaler Ölverbrauch: 105,2 Mio. B/T
Globale Ölproduktion: 106,2 Mio. B/T
OPEC Ölförderung: 27,3 Mio. B/T
Preisprognose Brent: 66,5 Dollar/B - Förderkapazität der OPEC:
Produktionskapazität: 31,3 Mio. B/T
Reservekapazität: 4,6 Mio. B/T
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Russland: Energieexporte, Kriegswirtschaft
- Russlands Ölfördermengen sind im Januar und Anfang Februar gesunken. So ist die russische Ölproduktion zuletzt unter die von der OPEC+ markierte Quote zurückgefallen, was preisunterstützend wirkt. Ob das auf die strengeren Sanktionen Washingtons zurückzuführen ist, ist nicht sicher. Die Marktteilnehmer spekulieren natürlich darüber, inwieweit die Exportmengen Russlands in nächster Zeit aufgrund der neuen strengen Sanktionen noch Fallen werden. Das ist für die Opec-Plus und deren künftige Förderpolitik ein wichtiger Aspekt.
- Die Regierung Biden hat seit Januar weitere Sanktionen gegen Russlands Ölexporte implementiert. Hierbei steht Russlands Öltanker-Schattenflotte im Visier, die nach wie vor große Rohölmengen oberhalb der Preisgrenze von 60 Dollar/B transportiere.
- Die Zahlen der russischen Ölhandelsplattform SEALA zeigten zum Jahresende, dass Russlands tägliche Rohölproduktion von 1,33 Mio. Tonnen in 2022 auf 1,25 Mio. Tonnen in 2024 gefallen ist. Die Mengen in 2024 waren die niedrigsten seit zwölf Jahren.
- Erstmals seit 1999 hat der russische Energiekonzern GAZPROM in 2023 rote Zahlen geschrieben und einen Verlust von über 6 Milliarden Euro eingefahren. Noch in 2021 bezogen die europäischen Staaten 40% ihrer Erdgasimporte aus Russland. In 2023 waren es nur noch 8%. Der Hauptgrund für den Rückgang war die Zerstörung der Nordstream-Pipelines.
- Mit Beschädigungen und Bränden in mehreren Ölraffinerien und einer Pipeline durch ukrainische Drohneneinschläge und Sprengstoffanschläge wird Russland derweil keine Mineralölkraftstoffe mehr exportieren. Der Eigenbedarf geht vor.
- Russland hat lange schon auf "Kriegswirtschaft" umgestellt:
Die Industrieproduktion in Russland hat sich gravierend verändert. Dabei stellt der Verteidigungssektor die Produktion ziviler Produkte in den Schatten. Erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion übertreffen die Militärausgaben das Sozialbudget bei weitem. Fast 1/3 des Staatshaushalts für 2024 sind für die Rüstungsgüter vorgesehen. Die Sozialausgaben, einschließlich Gehälter, Renten und Sozialleistungen machen nur 1/5 des Budgets aus. Dieser Umschwenk hin zur Kriegswirtschaft bedroht die sozialen und humanitären Bedürfnisse.
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World Oil Outlook der OPEC
- Die OPEC hat am 24. September ihren vielbeachteten 'World Oil Outlook' veröffentlicht. Darin hat man die Prognosen für die mittel- und langfristige Ölnachfrage angehoben.
- Bis 2050 soll der weltweite Ölbedarf demnach noch auf 120 Mio. Barrel/Tag ansteigen. Auch soll der Anteil an Verbrennungsmotoren in 2050 noch bei über 70% liegen, getrieben von Ländern, die nicht der OECD angehören.
- Damit widerspricht die OPEC grundsätzlich den Outlook-Berichten der IEA und von BP, die einen erheblichen Ölbedarfsrückgang sehen.
- Exxon Mobil hingegen geht für 2050 von einem ähnlich hohen Ölbedarf wie heute aus und schätzt, dass dieser bis 2050 kontinuierlich bei über 100 Mio. Barrel/Tag bleiben wird.
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Klimagefahren
- Der COP28 Gipfel mit gemeinsamer Abschlusserklärung wird als Wendepunkt im Klimakampf gefeiert. Das globale Abkommen zur Abkehr von fossilen Brennstoffen wird als ist ein wichtiger Meilenstein in der globalen Ausrichtung hin zu einem kohlenstoffarmen Energiewirtschaft gesehen. Der Text enthält auch Vereinbarungen, den Einsatz erneuerbarer Energien zu verdreifachen und die Effizienzsteigerungsrate bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln. Es müssen aber die als Ziel gesetzten notwendigen Schritte dann auch faktisch folgen.
- 'World Enery Outlook' der IEA:
Die Kombination aus einer voranschreitenden Energiewende, gepaart mit strukturellen Veränderungen der Weltwirtschaft, wird in der Zukunft erhebliche Auswirkungen auf den Öl- und Gasweltmarkt haben. Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen werden in 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Die Pariser Klimaziele bleiben aber ohne die internationale Zusammenarbeit absolut unerreichbar!
Die globalen Treibhausgasemissionen haben in 2023 einen neuen Rekord erreicht. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe nahm zu und die Welt erlebte den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen.
- Die Investitionen in erneuerbare Energien müssen vervierfacht werden, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.
Die IRENA (International Renewable Energy Agency) hat berechnet, dass sich die weltweiten Investitionen in Technologien zur Energiewende auf 5 Billionen jährlich vervierfachen müssten, um den Temperaturanstieg auf +1,5 °C zu begrenzen. Täte man das nicht, käme das unsagbar teurer mit katastrophalen Folgen.
Laut UN ist kein „glaubwürdiger Weg“ beschritten, um den Anstieg der globalen Temperaturen bis 2040 auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Beim derzeitigen Kurs werden sie bis 2050 um 2,8°C ansteigen.
- Die Europäische Union verschärft nochmals ihre Ziele für die erneuerbaren Energien. Die EU ist dabei die Zielschwelle für den Anteil der Energieerzeugung aus Erneuerbaren bis 2030 von 32% auf 42,5 % anzuheben. Das gleiche Anteilsziel wird für die Wasserstofferzeugung aus Erneuerbarer Energie gesetzt.
- Auch der Weltklimarat schlug mit seinem jüngsten Bericht Alarm hinsichtlich einer unbestreitbar beschleunigten Klimaerwärmung. Demnach könnte eine Erderwärmung um 1,5 Grad bei aktueller Entwicklung bereits bis 2030 erfolgen. Bislang hatte man damit erst etwa zehn Jahre später gerechnet. Dieses ist weder umkehrbar noch stoppbar. Diese Prozesse können mit größten Anstrengungen lediglich verlangsamt werden.
Und statt zu sinken, steigen die globalen CO2-Emissionen. Die globale Erwärmung schreitet noch schneller voran als vorausberechnet. Deren Folgen werden verheerend(!) ausfallen.
- Die Menschheit ist auf dem unverantwortlich kritischen Weg, bis zum Jahr 2030 doppelt so viel an fossilen Brennstoffen zu verbrennen, wie verkraftbar wäre um die Erderwärmung unter +1,5 ° C zu halten. Auch diese Zahl wird bereits gravierende und umwälzende Folgen für das globale Ökosystem mit sich bringen. Diese Auswirkungen sind absolut unumkehrbar und niemals wieder gutzumachen. "Wir sind in einem tiefen Loch - und wir müssen sofort aufhören zu graben", beschwört das unabhängige Stockholm Environment Institute (SEI).
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Wasserstoff / E-Fuels: Neue Projekte
- In Vision soll die Nordsee zum 'Green Power House' für Europa werden.
- Der niederländische Netzbetreiber Tennet will mit Milliardeninvestitionen den Ausbau von Leistungs-Stromleitungen der dortigen Windparks vorantreiben. Siemens Energy sicherte sich dabei einen Milliardenauftrag. Beide Unternehmen sprechen von einem Meilenstein für die europäische Energiewende.
- Die HH2E AG und die Schweizer MET Group haben ein Joint Venture für Entwicklung und Bau der bisher größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Europa in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) gestartet. Das Projekt soll in der ersten Ausbaustufe den Bau einer Power-to-X-Anlage der neuen Generation mit einer Kapazität von rund 6.000 Tonnen (200.000 MWh) grünem Wasserstoff pro Jahr ab 2025 umfassen. In Ausbaustufe 2 ist eine Leistung von über 1 GW ab 2023 geplant, wodurch mehr als 60.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr produziert und über 800.000 Tonnen direkter CO2-Emissionen jährlich vermieden werden können. Die Gesamtinvestitionen dürften 1 Milliarde Euro übersteigen.
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Gas-Lieferströme in Europa
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